Vögel meiden Windkraftanlagen

Nur 0,2 Prozent der Zugvögel fliegen in den Rotorbereich von Windenergieanlagen, alle anderen vermeiden den Bereich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag des BWO.

Drüber hinweg statt mitten hindurch: Das Kollisionsrisiko von Zugvögeln mit Windenergieanlagen scheint deutlich geringer zu sein als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Bioconsult SH. Auftraggeber ist der Bundesverband Windenergie Offshore (BWO). Initiiert und finanziert wurde die Studie von mehreren Unternehmen der Offshore—Windbranche, darunter RWE, Iberdrola, Orsted und Skyborn Renewables.

Die Forschenden analysierten in einem küstennahen Onshore-Windpark in Norddeutschland über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren das Verhalten ziehender Vögel. Ziel war es, das tatsächliche Kollisionsrisiko auf Basis moderner Messtechnologien empirisch zu erfassen. Dabei kamen Radarsysteme sowie künstliche Intelligenz (KI)-gestützte Kamerasysteme zum Einsatz, die präzise Flugbewegungen im Rotorbereich erfassen, heißt es in einer Mitteilung des BWO.

Laut Studie mieden mehr als 99,8 Prozent der beobachteten Vögel die Windenergieanlagen. Eine Korrelation zwischen Zugintensität und der Zahl möglicher Kollisionen wurde nicht festgestellt: Auch bei starkem nächtlichem Vogelzug flogen nur wenige Vögel durch den Rotorbereich. Die Untersuchung stellt somit frühere Annahmen infrage, wonach hohe Zugaktivität mit einem erhöhten Kollisionsrisiko einhergeht. Pauschale Abschaltungen von Anlagen bei starkem Vogelzug erscheinen der Studie zufolge daher nicht zielführend. Die erhobenen Daten basieren auf der Analyse von mehr als vier Millionen dokumentierten Vogelbewegungen. Durch die Kombination verschiedener Erfassungstechnologien konnten laut BioConsult SH belastbare Aussagen zum Ausweichverhalten und zur Kollisionshäufigkeit getroffen werden.

BWO-Geschäftsführer Stefan Thimm sieht durch die Studie bestätigt, dass der naturverträgliche Ausbau der Offshore-Windenergie im Einklang mit den Zugvögeln funktioniert: „Mit dieser Forschung wollen wir die Diskussion versachlichen, die Datengrundlage verbessern und Entscheidungen auf Faktenbasis treffen“.

(VON KATIA MEYER-TEN WENIGER)